Auf commonsplace hat Gesundheit und Bildung Gambia e.V. zum dritten Mal eine Fundraising-Kampagne zur Unterstützung von Fatou Gayes Kinderschutzhaus und Koranschule in Gambia platziert. Gerade jetzt, zum Ramadan sammelt der Verein. Warum Fatou und ihre Stiftung so bemerkenswert sind, darüber berichtet Saratah Keita, die Botschafterin der Stiftung.
Gambia, das kleinste Land Afrikas, liegt im äußersten Westen des Kontinents, dort, wo es sich in den Atlantik erstreckt. Mit etwa 2,3 Millionen Einwohnern belegt das Land Platz 172 von 189 im UN-Index für menschliche Entwicklung. Entwicklung ist hier dringend notwendig. Ich möchte von Fatou Gaye berichten, einer Hebamme und engagierten Muslimin, die mit ihrer außergewöhnlichen Koranschule demonstriert, wie positive Veränderungen möglich sind.
Wie alles anfing
Fatou Gaye, geboren 1969, ergriff nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester und zehn Jahren Berufserfahrung den Entschluss, sich zur Hebamme weiterzubilden. Sie heiratete und wurde Mutter von vier Kindern. Im Jahr 2009 wagte sie einen mutigen Schritt und eröffnete eine kleine Frauenklinik in Kunkujang Keitaya, einer von vielen halbstädtischen Nachbarschaften Gambias, die ohne echte Infrastruktur entstanden sind. Ihr Angebot stellte für tausende Frauen in der Umgebung die erste Möglichkeit dar, Zugang zu professioneller Schwangerschafts-, Geburts- und postnataler Betreuung zu erhalten.
Im Laufe ihrer Tätigkeit begegnete Fatou Gaye Patientinnen aus verschiedensten Lebenslagen. Dabei wurde ihr zunehmend bewusst, wie schnell die Lebenswege junger Mädchen negativ beeinflusst werden können. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, gründete sie die Sheikh Tihami Ibrahim Nyass-Stiftung als rechtlichen Träger ihrer Klinik und als Träger der ersten Koranschule Gambias, die ausschließlich Mädchen vorbehalten ist.
Für ihre Verdienste wurde Fatou Gaye zur Gambian Woman of the Year 2014 gekürt, als Anerkennung dafür, wie sie ihren muslimischen Glauben zum Wohle der Allgemeinheit lebt. Ihr Einsatz für Waisen und Sozialwaisen, die in ihrem Haus Bildung, Gesundheit und menschliche Wärme finden, wurde besonders gewürdigt. Fatou schützt ihre Kinder vor jeder Form von Ausbeutung und Missbrauch. Darüber hinaus bietet sie Jungen aus den umliegenden Koranschulen kostenlose Behandlungen an. Sie ist ein Vorbild für uns alle.
Heute…
…genießen Fatous Klinik und Koranschule landesweite Anerkennung. Während der Corona-Pandemie begann sie, auch herumziehende Waisenjungen aufzunehmen, sodass mittlerweile 170 Kinder bei ihr leben. Erst kürzlich erreichte eines ihrer Mädchen einen bemerkenswerten Meilenstein, indem es gleichzeitig das Abitur bestand und von der Koranschule als Hafiza graduierte.
Fatou Gayes Koranschule: Ein Schutzort für die verletzlichsten aller Menschenkinder
In Gambia werden Koranschulen als „Darra“ bezeichnet. Die meisten Kinder, die dort landen, sind Waisen oder kommen aus Familien, die sie nicht mehr ernähren können, weil ein oder beide Elternteile verstorben sind oder selbst die Großfamilie an ihre Grenzen stößt. Fatou empfängt diese Kinder mit offenen Armen, denn ihre Ankunft zeigt, dass jemand sich um ihre Zukunft kümmert. Einige Kinder finden sich bettelnd am Tor ein – sie haben es besonders schwer. Somit ist eine Darra in Gambia vor allem ein Kinderheim, ein Zufluchtsort für die am meisten gefährdeten unter den Kindern: die Waisen.
Die meisten Kinder halten den Kontakt zu ihrer Familie aufrecht, besuchen sie während der Schulferien und an Feiertagen. Einige verlassen das Darra schon nach kurzer Zeit wieder, vielleicht mit einer Tante oder der neuen Frau ihres Vaters. Andere bleiben viele Jahre, während ihr Vater im Ausland arbeitet. Einige entscheiden sich sogar als Erwachsene, freiwillig hier zu bleiben, weil ihnen das Umfeld guttut.
Ein Tag im Darra – der Koranschule von Fatou Gaye
Das Darra ist durch eine gewisse Fluktuation geprägt, die von den Kindern ein hohes Maß an Selbstverantwortung verlangt. Dennoch bieten sich ihnen für gambische Verhältnisse ausgezeichnete Bedingungen: Es wird für drei Mahlzeiten täglich gesorgt. Kinder, die mittags nicht anwesend sind, erhalten Taschengeld für einen Snack auf der Straße. Die Kinder besuchen entweder Schulen in ihrer alten Nachbarschaft oder werden in der Grundschule ein paar hundert Meter weiter eingeschrieben. Für das Wäschewaschen, Putzen und Kochen sind angestellte Frauen zuständig, oft Witwen. Bei Krankheit erhalten die Kinder medizinische Versorgung in der Stiftungsklinik. Moskitonetze über den Betten schützen vor der weit verbreiteten Malaria. Für die Körperhygiene stehen Toiletten und Duschen zur Verfügung. Die eigene Stromversorgung, eine Sickergrube, die Küche und der Waschplatz sorgen für den Betrieb. Nachmittags und abends unterrichten von der Stiftung angestellte Koranlehrer die Kinder im Rundbau. Es gibt auch eine Moschee, die der gesamten Nachbarschaft offensteht. Fatou Gayes Darra kann mit Fug und Recht als die beste Koranschule Gambias bezeichnet werden.
Die größte Herausforderung für die Koranschule: Lebensmittelsicherheit gewährleisten
Anfänglich reichten die Einnahmen aus der Klinik, um die Versorgung der Kinder, den Unterhalt des Hauses und die Bezahlung der Angestellten zu sichern. Doch diese Situation entwickelte sich organisch weiter. Mit zunehmender Bekanntheit Fatous wuchs auch die Unterstützung, die sie erhielt – eine Hilfe, die sie gezielt zur Verbesserung der Lebensumstände einsetzte, was wiederum mehr Kinder anzog. Die Coronakrise traf dann Gambia mit voller Härte: Abgeschnittene Handelswege, ein Zusammenbruch der Tourismusindustrie und stetig steigende Preise verschärften die Lage. Plötzlich sah sich Fatou mit einer viel größeren Zahl von Familien konfrontiert, die vor ihrem Tor standen. Heute ist Fatou mehr denn je auf die großzügige Unterstützung von Gleichgesinnten im Ausland angewiesen. Der Grund hierfür liegt darin, dass das Grundnahrungsmittel Reis zu Weltmarktpreisen gehandelt wird – ein Problem, das in Gambia weit verbreitet ist und nicht nur Fatou betrifft.
Unterstützung der Ummah – Unterstützung für die Koranschule
Im Jahr 2018 begann ich meine Freiwilligenarbeit bei Fatou Gaye. Schnell entwickelte sich zwischen uns eine Beziehung wie zwischen Schwestern, und ich verließ das Darra mit dem festen Vorsatz, mich weiterhin für die Stiftung zu engagieren. Auf der Suche nach einem vertrauenswürdigen Verein, der den Spendenprozess durch die Ausstellung von Spendenbescheinigungen vereinfacht, entdeckte ich Gesundheit und Bildung Gambia e.V.. Dieser Verein besitzt genau den richtigen Spirit und das Engagement, um tatsächlich Veränderungen herbeizuführen.
Wie kannst du die Koranschule unterstützen
Pro Kind benötigt Fatou monatlich ca. 30 – 40 Euro. Und zum Ramadan natürlich mehr. Was immer du heute hier spendest oder wie auch immer du dich engagieren möchtest, es ist willkommen und macht einen großen Unterschied. Schau dich gerne auf der Vereinswebseite um; dort findest du viele Infos zu Fatou, ihrer großartigen Arbeit und was dein Beitrag sein könnte.
