***Dieser Artikel widmet sich islamischen Feiertagen und ihrer Bedeutung im Islam. Diese Feiertage spielen eine zentrale Rolle im Leben von Millionen von Muslimen weltweit und sind geprägt von spiritueller Bedeutung, Traditionen und Gemeinschaftsgefühl. Im Folgenden wird unser Gastautor Dr. Ali Özdil einige der wichtigsten islamischen Feiertage betrachten und wie sie gefeiert werden. Sie sind nicht nur religiöse Anlässe, sondern auch Gelegenheiten zur Reflexion und zur Verbundenheit mit anderen Gläubigen.***
Feste im Islam
Der islamische Kalender beginnt mit dem 16. Juli des Sonnenjahres 622 n. Chr., dem Jahr der Auswanderung (arab. Hidjra) der Muslime von Mekka nach Medina. Die Grundeinheit des islamischen Jahres ist ein Mondjahr. Es besteht aus zwölf Monaten mit abwechselnd 30 und 29 Tagen. Die Dauer eines Mondjahres beträgt ca. 354 Tage.

Die Namen der zwölf Monate lauten:
- al-Muharram
- Safar
- Rabia al-Awwal
- Rabia-as-Thani
- Djumada al-Awwal
- Djumada al-Akhira
- Radjab
- Schaban
- Ramadan
- Schawwal
- Dhul-Qada
- Dhul-Hidjdja
Das islamische Kalenderjahr kennt zwei religiöse Feste (islamische Feiertage), die sich nach dem Mondjahr richten, so dass diese Feste jedes Jahr (im Vergleich zum Sonnenjahr) 10 bis 11 Tage früher stattfinden:
a) Eid al-Adha („Opferfest“), auch als „das große Fest“ (al-Eid al-Kabir) bezeichnet;
b) Eid al-Fitr („Fest des Fastenbrechens“), auch als „das kleine Fest“ (al-Eid as-Saghir) bezeichnet.
Neben diesen Hauptfesten im Islam gibt es noch eine Reihe von nationalen oder traditionellen Festen, die nur in bestimmten islamischen Ländern gefeiert werden. Bei Schiiten wird z.B. am 10. Muharram, der Todestag Hussains gefeiert, in dem sein Märtyrertod dargestellt wird.
Eid al-Adha
Das Opferfest dauert vier Tage und beginnt immer am 10. Tag des Monats Dhul-Hidjdja, des Monats, an dem Millionen Muslime sich während der Hadsch befinden. Die Opferzeremonie wird auf die Tradition des Propheten Abraham zurückgeführt. Das Opfertier erfüllt insbesondere zwei Zwecke. Einerseits dient es zur Stärkung der gesellschaftlichen Beziehungen, indem das geopferte Fleisch mit den Nachbarn, Verwandten und den Bedürftigen geteilt wird, und andererseits „reinigt“ es diejenigen von ihren Sünden, die das Tier opfern, indem sie eine religiöse Pflicht erfüllen. Als Opfertiere gelten Ziegen, Schafe, Rinder und Kamele. Die Opferung findet nach Sonnenaufgang statt, wobei vorher in der Moschee ein gemeinschaftliches Festgebet verrichtet wird. An den Festtagen werden auch Verwandte und Freunde besucht.
Eid al-Fitr
Der Ramadan ist der 9. Monat des islamischen Kalenders. In diesem Monat ist es für alle erwachsenen und gesunden Muslime Pflicht, von Beginn der Morgendämmerung, bis Sonnenuntergang zu fasten (kein Essen und kein Trinken). Ausgenommen sind jene, die an Altersschwäche leiden, krank sind oder Reisende sowie schwangere, stillende Frauen, Wöchnerinnen und Frauen, die ihre Monatsperiode haben. Diese sind zur Erleichterung von der Fastenpflicht befreit, sollen dies jedoch zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Im Quran lesen wir: „Der Monat Ramadan ist es, in dem der Quran als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also in dem Monat zugegen ist von euch, der soll in ihm fasten… Gott will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen, damit ihr die Frist vollendet und Gottrühmt, dass Er euch geleitet hat. Vielleicht werdet ihr dankbar sein.“ (2:185)
Am Ende des Monats findet das Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr) statt.
An den islamischen Festtagen wird sich rituell gewaschen, schöne Düfte aufgetragen und festlich gekleidet. Anschließend wird in der Moschee ein Festgebet verrichtet und sich gegenseitig mit „Eid Mubarak“ (gesegnetes Fest) gratuliert. In Deutschland wird das Fest des Fastenbrechens mit „Zuckerfest“ wiedergegeben, weil an diesem Tag auch Süßspeisen verzehrt werden. Allerdings hat diese Bezeichnung keine religiöse Grundlage.
Nicht-religiöse bzw. traditionelle Feiertage
Weitere islamische Feiertage oder Feste, die kulturell oder islamisch inspiriert sind oder kulturell ausgelegt werden und keine festgeschriebenen islamischen Feiertage sind, umfassen:
Isra wa Miraj:
Isra wa Miraj beschreibt die nächtliche Reise des Propheten Muhammad von Mekka nach Jerusalem und seine anschließende Himmelsreise. Dieses Ereignis hat einen wichtigen Platz in der islamischen Geschichte und wird von Muslimen weltweit gefeiert.
Ashura:
Ashura ist ein bedeutsamer Tag im islamischen Kalender, der von Sunniten und Schiiten unterschiedlich interpretiert wird. Für Schiiten ist Ashura der Gedenktag für die tragische Schlacht von Karbala und den Märtyrertod von Imam Hussein, dem Enkel des Propheten Muhammad. Es ist ein Tag der Trauer und des Nachdenkens. Bei Sunniten wird Ashura als ein Tag der Fastenempfehlung betrachtet, um die Sünden des vergangenen Jahres zu bereuen.
Mawlid:
Mawlid, auch bekannt als der Geburtstag des Propheten Muhammad, ist ein umstrittenes Fest. Einige muslimische Gemeinschaften feiern es, um ihre Dankbarkeit und Freude über das Leben des Propheten auszudrücken, während andere es ablehnen, da es in den frühen Tagen des Islam nicht gefeiert wurde. Mawlid wird daher als ein traditionelles Fest betrachtet, das nicht von der Religion selbst vorgeschrieben ist. Die Art und Weise der Feierlichkeiten kann von Region zu Region variieren.
Lailat al-Qadr:
Lailat al-Qadr ist die Nacht der Bestimmung oder Macht und wird im letzten Drittel des Fastenmonats Ramadan gefeiert. Diese Nacht gilt als eine der heiligsten im Islam, in der Gläubige intensiv beten und nach Nähe zu Gott suchen.
Hijra (Islamisches Neujahr):
Das islamische Neujahr markiert den Beginn des islamischen Kalenders und erinnert an die Auswanderung des Propheten Muhammad von Mekka nach Medina, bekannt als die Hijra.
Die Feste dienen der Freude in Gemeinschaft und sollen diese durch gemeinsame Rituale und Geselligkeit stärken. Traditionell werden auch gerne kurz vor den Festtagen Spenden getätigt.
Dr. Ali Özdil